OBERHESSISCHE
PRESSE MARBURG Neuer Veranstalter will altes Fest -
"Fidele Luftpumpen" sollen am ersten Sonntag im Juli aufspielen von Brigitte
Bohnke Marburg. Die Stadtteilgemeinden wagen einen
neuen Anlauf. Sie wollen als Veranstalter den Marktfrühschoppen zum "unpolitischen
Fest für alle Bürger" machen. "Zurück zu den Wurzeln." Für Detlev
Scharlau, Präsident der Ketzerbachgesellschaft und in dieser Eigenschaft zurzeit
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft (AG) Marburger Stadtteilgemeinden, ist dieser Satz Motto und Programm zugleich. Denn die
Arbeitsgemeinschaft tritt an, als Veranstalter das kürzeste Volksfest Deutschlands
wiederzubeleben. Aus diesem Grund trat die AG dem Marktfrühschoppenverein bei, der vor
zwei Jahren extra als Veranstalter des Festes gegründet worden war. Da die
Stadtteilgemeinden in diesem Verein nun die Mehrheit stellen, wollen sie als Veranstalter
das Zepter selbst in die Hand nehmen. Scharlau, sein Vorgänger als Vorsitzender
der AG, Hans-Joachim Wölk, sowie Friedrich Reinhard, Reiner Mudersbach gehören zu der
Vorstandsgruppe, die sich nun um den Marktfrühschoppen kümmert. Am 7. Juli wird er auf
dem Marktplatz stattfinden. Die Wirte rund um den Marktplatz wie in den
Jahren zuvor auch, als "Gastgeber" mit dabei. Aufspielen wird die Blaskapelle
"Fidele Luftpumpen". Für Scharlau eine Gruppe, die von der Musik her für eine
Veranstaltung wie den Marktfrühschoppen "stimmig" sei und zudem so bekannt,
dass sie viele Besucher anlocke. "Wir erhoffen uns ein ruhiges
Fest", sagt Hans-Joachim Wölk Detlev Scharlau werde einige kurze Begrüßungsworte
sprechen, mehr nicht. "Wir werden als Veranstalter niemanden zielt einladen, aber
auch niemanden ausladen", so Wölk Letzteres fordern immer wie der Kritiker des
Marktfrühschoppens, denn für sie ist die Dominanz der Verbindungsstudenten im
allgemeinen und die Präsenz von Korporationen wie die "Rheinfranken",
"Germania" und Normannia-Leipzig " im Besonderen Anlass, mit Kundgebungen
und Demonstrationen gegen die Veranstaltung vorzugehen. Im vergangenen Jahr haben DGB, SPD, Grüne,
die Jungsozialisten und der Arbeitskreis Landsynagoge Roth vom Veranstalter
Marktfrühschoppen Verein eine "deutliche Distanzierung von Rechtsextremen
Burschenschaften" gefordert, zu denen die oben genannten gezählt werden. Das geschah
nicht. Im vergangenen Jahr haben sich vor und
während des Festes auf dem Marktplatz aber erstmals Verbindungsstudenten öffentlich von
Korporationen wie den "Rheinfranken" distanziert. 1995 gab es während des
Umtrunks auf dem Marktplatz die ersten Krawalle. Die Oberstadtgemeinde stieg 1998 als
Veranstalter "ihres" Festes Marktfrühschoppen aus. Eine Veranstaltung die nur
unter Polizeischutz abgehalten werden kann, wollte sie nicht mehr organisieren. Versuche, die Veranstaltung zum multikulturellen Fest umzugestalten, scheiterten. Auch Manfred Gundlachs Bemühungen als Vorsitzender der Oberstadtgemeinde, einen breiten Konsens für das Fest zu finden und auch Kritiker einzubinden, blieben ohne Erfolg. Polizei-Hundertschaften gehörten in den vergangenen Jahren zum Bild des Marktfrühschoppens. Die Arbeitsgemeinschaft der Stadtteilgemeinden ist dennoch zuversichtlich, daß mit ihnen als Veranstalter an frühere " ungestörte Zeiten " angeknüpft werden kann, wie Detlev Scharlau betont. Seine Zuversicht begründet er mit den Erfahrungen am Abend des 30. April (Maieinsingen). "Da haben die Bürger und Korporierte in Marburg friedlich neben- und miteinander gefeiert, sagt Scharlau. "Es geht also doch". |